VAJONT - STAUDAMM | Pordenone With Love
NATUR / Gewässern
Erto e Casso

VAJONT - STAUDAMM

Der Dammbau im engen Vajont-Tal und die dadurch verursachte Katastrophe ist ein dramatisches Kapitel in der Geschichte von Erto und Casso, ein furchtbares Unglück, das die Landschaft und damit auch die Lebensweise radikal verändert hat.

Das Besucherzentrum von Erto und Casso ist eines der bedeutendsten Dokumentationszentren der Vajont-Katastrophe und beherbergt wichtige Unterlagen für Studien und Recherchen.

Der Ort Longarone wurde vollkommen zerstört und die Zahl der Einwohner der Gemeinde Erto ging von 2000 auf 400 zurück. Zirka 2000 Personen fielen dem Dammbruch zum Opfer und auch heute noch füllt eine Erdmasse von über 2 km das alte Vajont-Tal.

Alles begann zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, als einige private Gesellschaften die Möglichkeit erkannten, das Wasser des Piave-Beckens zur Erzeugung von Elektroenergie zu nutzen. 
Zwischen 1930 und 1960 wurden verschiedene Projekte vorgelegt und nach und nach ausgearbeitet, die dann zum Bau einer Reihe von Staumauern, künstlichen Seen und Wasserkraftwerken an verschiedenen Orten entlang des Flusses Piave und seiner wichtigsten Zuflüsse führten.
Es wurde auch der Bau eines großen, dichten Netzes von Druckwasserleitungen begonnen, die die verschiedenen Staubecken miteinander verbinden sollten, um dasselbe Wasser mehrmals zu verwenden. 
In diesem Plan der rationellen, intensiven Nutzung des Piave-Beckens kam dem Vajont-Staudamm eine Schlüsselstellung zu, denn dort floss das gesamte, im Piave-Tal gespeicherte Wasser ein, das danach in den künstlichen See Val Gallina geleitet wurde, ein über dem Kraftwerk Soverzene liegendes Staubecken. 
Angesichts ihrer wichtigen Funktion wurde die Vajont-Staumauer überarbeitet und vergrößert. Es entstand somit das Projekt “Grande Vajont”. 
1957 präsentierte die Firma S.A.D.E. aus Venedig das endgültige Projekt und begann mit den Arbeiten, die 1959 fertig gestellt wurden.

Die Staumauer
Die Staumauer, ein 264,6 Meter hoher, bogenförmiger Bau, war damals die weltweit größte Staumauer ihrer Art und die zweitgrößte überhaupt. 
In ihrer Nähe wurden die Baustelle und die Unterkünfte der Arbeiter errichtet, deren Fundamente heute noch sichtbar sind, wenn der kurze Weg über dem Staudamm begangen wird, von dem man eine besonders gute Aussicht auf das Tal erhält und auch die erste, 1913 angelegte Straße sieht, die von Erto abwärts in das Piave-Tal führte. 
Für die Realisierung des “Grande Vajont” nahm S.A.D.E. in Erto die Enteignung aller entlang dem Flussufer niedriger als 722 m gelegenen Häuser und Gründe vor, ungeachtet der unzähligen Proteste der Einwohner, die sich auch in einem "Comitato cittadino" zusammenschlossen, um sich gegen die Enteignung zu wehren. 
Keiner wollte sein Haus und seinen Boden aufgeben, besonders nicht die fruchtbaren Böden am Talgrund, die damals gemeinsam mit dem Viehbestand der einzige Reichtum waren! 
Die Bevölkerung kämpfte sehr lange und hart, aber leider nutzlos, zur Erhaltung dessen, was über Generationen ihr Leben bedeutet hatte. 
So wurden die ersten Häuser im neuen Ort bei Valuta gebaut und bei Beginn der Stauung waren die Staumauer und die Cerenton-Brücke (die bei der Katastrophe zerstört wurde, aber heute wieder aufgebaut wird) die einzigen Verbindungswege mit den Ortschaften am linken Seeufer.
Die Staumauer wurde im September 1959 fertig gestellt und im Jahr danach begann die Prüfung mit einer ersten Füllung des Beckens. 
Schon bei der ersten Füllung war die allgemeine geringe Stabilität des Seeufers, besonders des linken Ufers erkennbar, an dem sich Anzeichen für Bewegungen, wie geneigte Bäume, Klüfte im Boden und Risse an den Hauswänden zeigten. Am 4. November 1960 kam es zu einem ersten Bergsturz und große Gesteinsmassen rutschten in den See, während weiter oben eine große M-förmige Kluft entstand, von der sich später die Gesteinsmassen lösten, die den Bergsturz vom 9. Oktober 1963 verursachten.

Die Katastrophe
In den darauf folgenden Jahren wurden solche alarmierende Anzeichen immer häufiger und offensichtlicher. Obwohl die Gefahr von S.A.D.E. weiterhin unbeachtet blieb, wussten alle, dass der Monte Toc abstürzen werde, es war nur eine Frage der Zeit.
Am Abend des 9. Oktober 1963 stürzte ein Gesteinsmasse von 260 Millionen Kubikmeter mit einer Front von über zwei Kilometern, einer Breite von mindestens 500 und einer Höhe von zirka 250 Metern in den See, und zwar mit einer auf zirka 100 km/h geschätzten Geschwindigkeit. 
Die Wucht der Gesteinsmasse verursachte zwei Flutwellen, von denen sich eine bergaufwärts aufbaute, gegen das Seeufer stieß, durch die Felsgrate umgeleitet wurde, die Ortschaften Fraseign, Spesse, Pineda, Prada, Marzana und S. Martino zerstörte und dabei die festen Steinbauten bis zum Fundament abtrug. Die andere Flutwelle richtete sich gegen Longarone. 
Sie überströmte die Staumauer, hob sich darüber empor und erreichte die unteren Häuser des 240 m oberhalb des Staudamms gelegenen Orts Casso, floss in die enge Vajont-Schlucht, gewann immer mehr Geschwindigkeit und Energie, sodass sich am Austritt aus der Schlucht eine 70 Meter hohe Wassermasse mit einer Geschwindigkeit von zirka 96 Stundenkilometern über das Piave-Tal ergoss und den Ort Longarone sowie einige nahe gelegene Dörfer am Boden zerstörte. 
Nichts blieb vom Wasser verschont und am Tag danach war alles vollkommen weiß, leer, leblos und die Augen der Überlebenden  drückten nur Verzweiflung aus. 
Viele Monate lang schwammen auf dem See, der weiter anstieg und den Ort Erto und die von der Katastrophe verschonten Einwohner bedrohte, alle Arten von Reste, Holz, Hausrat und verwesende Tierkadaver.  
Um das Problem der steigenden Wasserhöhe des Sees zu lösen, musste das Wasser mit großen Entwässerungspumpen bis über den San-Osvaldo-Pass in den Cellina-Bach abgepumpt werden.

Die Folgen
Dieser künstliche Wasserabfluss dauerte einige Jahre lang, bis der überschwemmte, teilweise vom Bergsturz zerstörte Tunnel (by pass) wiederhergestellt wurde. Nun konnte das Wasser wieder in das Piave-Tal abgeleitet werden, um den See zu entleeren.
Die Folgen und Wirkungen dieser Ereignisse, vor allem für die überlebende Bevölkerung von Erto, die hartnäckig und tapfer gekämpft hat, um in dem Tal, aus dem sie stammt, weiterzuleben, sind niemals richtig beurteilt und beachtet worden. 
Erst das Theaterstück von Marco Paolini, das auf zahlreichen Plätzen aufgeführt und im Fernsehen übertragen wurde, und der Film ”Vajont” von Renzo Martinelli haben die öffentliche Meinung und die Leute allgemein sensibilisiert und größeres Interesse am Problem des Vajont erweckt.
Die sichtbarste, für immer bleibende Auswirkung ist die tief greifende Veränderung der Landschaft und die Umwälzungen auch geographischer und morphologischer Art. Dort, wo ein tief eingeschnittenes Tal lag, erhebt sich jetzt ein Berg, wo sich der große See befand, ist ein Tal mit sichtbarer Erosion und Zerrüttung zurückgeblieben, anstelle der Wiesen und der bewohnten Almhütten des Monte Toc befindet sich eine enorme, weiße Felsplatte. 
Mit der Zeit haben die Witterungseinflüsse und Mutter Natur die Zerstörung teilweise wieder gut gemacht. Die Gewässer haben ein neues Bett gefunden und das Wassernetz teilweise wiederhergestellt. Die Vegetation hat nach und nach die Hänge und Böschungen neu belebt und begrünt und vom Gelände wieder Besitz ergriffen.

(Quelle: Homepage der Gemeinde Erto und Casso - Der Link, den Sie öffnen wollen, ist vielleicht nicht ins Deutsch übersetzt.)